189.110 Minuten

Mein Auslandsjahr, in 131 Tagen soll es schon ein Ende haben. Ich kann es nicht richtig beschreiben und ich kann es mir selber nicht erklären, warum ich gerade jetzt so fühle? Aber seid einer Woche macht es mich unheimlich traurig zu wissen, dass mein Leben hier auf eine kurze Zeit bestimmt ist. Ich meine, ich habe noch mehr als vier Monate vor mir, ist das nicht zu früh?

Manche verbringen ihre Auslandserfahrung nur vier Monate oder noch kürzer... Ich habe noch Zeit! Eigentlich...

Vielleicht geht es mir so, weil ich denke, dass ich relativ lange gebraucht habe um mich an meine Situation zu gewöhnen und trainieren musste das Beste aus ihr rauszuholen. Definitiv bin ich noch nicht fertig! Ich fühle mich noch nicht hundertprozentig sicher mit meinem Englisch, denke dass ich an meinen Neue-Leute-Treffen-Skills noch arbeiten kann, neben Toronto und Ottawa noch viel zu wenig Städte gesehen habe und was ist eigentlich mit den ganzen Fächern in der Schule die ich nicht ausprobieren konnte?

Oh man, wie bescheuert das klingt merke ich selber, aber so ist es eben gerade. Ich bin nun Mal irgendwie in manchen Situationen zu selbst kritisch. Gerade jetzt realisiere ich wie viele Chancen so ein Jahr hat.

In Kanada habe ich bisher Kanadier und Internationals - alles wahnsinnig tolle Menschen - getroffen. Hätte ich auch nur einen von denen kennengelernt, wenn ich in nicht nach Kanada gegangen wäre? Höchstwahrsahrscheinlich nicht!

Meine Gefühlslage hat definitiv etwas damit zu tun das ich einmal mehr ankomme. Nachdem man nach zwei Monaten zwar seine Leute gefunden hat und sich nicht mehr komplett unwohl und fehl am Platz fühlt, kommt man richtig nach Weihnachten an und dann kann man gar nicht mehr zählen wie oft man sich ein Mal mehr Zuhause fühlt.

Meine  ehemalige italienische Gastschwester und ich haben das bei einem Gespräch sehr gut verdeutlicht: Die ersten drei Monate ist Deutschland dein Leben und Kanada nur ein verrücktes Abendteuer, doch irgendwann zwischen vier und sechs Monaten wendet sich das Blatt und Kanada wird dein Leben mit Deutschland als surreale Heimat.

Alleine sich vorzustellen irgendwann wieder zu gehen macht mich momentan verrückt. Vielleicht kommt es durch das Gehen und Kommen alter und neuer Austauschschüler, vielleicht kommt es vom realisieren der viel zu schnellen Halbzeit, vielleicht aber auch nicht...  


Definitv ist genau das der richtige Ansporn um nochmal jede der noch 189.110 Minuten im wunderbaren Ottawa auszunutzen. Ja, man kann definitiv sagen ich bin verliebt in diese Stadt in eine Art in die es eine deutsche noch nicht geschafft hat. Keine Sorge! Deutschland hat meine Familie und Freunde, wunderbares Essen und viele Vorteile die ich definitiv vermisse und selbst Ottawa nicht schlagen kann. 

Wahnsinn, wenn ich mir meinen  Abschiedsblog vorstelle oder meinen ersten Tagebucheintrag vom 02. September 2017:
"Ich muss sagen, auch wenn meine Gastfamilie super nett scheint, habe ich echt Respekt vor Kanada. Wenn die Tage mit dem Heinweh so schlimm werden wie in den USA, habe ich echt ein Problem. Aber ich will es so sehr mir selbst beweisen, jedoch glaube ich jetzt gerade nicht mal selbst, dass ich es schaffen kann... [...] "

Klingt irgendwie super dramatisch...
Das Tagebuch schreiben habe ich im Alltag leider aufgegeben. Manchmal hatte ich einfach keine Zeit und dann habe ich es aus den Augen verloren.

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